Früher wurden Frauen mit Eisenmangel direkt zum Schlachthof geführt, um ihnen dort frisches Blut zum trinken zu geben. Auch heute noch ist diese Form einer natürlichen Nahrungsergänzung z.B. bei den Massai in Tansania üblich, sie trinken ebenfalls regelmäßig frisches Rinderblut. Dieses alte Wissen um die Wichtigkeit von Eisen scheint jedoch in unserer Zeit immer mehr abhanden zu kommen.

Bis vor ein paar Jahrzehnten bekam bei uns noch jedes Kind täglich seine Ration Eisen, genauso wie Lebertran zum Beispiel.

Heute wird zwar vom Arzt im Blut routinemäßig das freie Eisen und bei Schwangeren auch der Hb-Wert bestimmt. Aber beides sind keine sicheren Marker für ein Eisenmangelsyndrom. Mit einem zu niedrigen Hb-Wert kann man allenfalls eine Anämie nachweisen. Selbst bei einem extrem niedrigen Ferritinwert von 5-10 ng/ml lag der durchschnittliche Hb-Wert erfahrungsgemäß zwar in der untersten Norm, jedoch immer noch innerhalb des Referenzbereichs. Offensichtlich orientierte man sich bei der Festlegung des Ferritin-Normbereichs nur an den Hb-Werten und keinesfalls an der Symptomfreiheit der Patienten.

Dr. Schaub hat die Korrelation zwischen dem Ferritinwert (ng/ml) und dem Durchschnittshämoglobin (Hb-Wert, normal bei Frauen: 12-16 g/dl) in einer Tabelle abgebildet, die ich hier zitieren möchte.

Ferritin1-55-1010-2525-5050-75
Hb-Wert11,212,312,913,313,3

Quelle: Die Eisentherapie von Dr. med. Beat Stephan Schaub, S. 78

Einheitliche Messwerte für den Ferritin – Die Beckman-Methode

Um die gemessenen Ferritinwerte von unterschiedlichen Laboren vergleichbar zu machen, benötigen wir einen sogenannten Goldstandard für den Ferritin, daß bedeutet, wir brauchen eine einheitliche Messmethode für den Ferritin. Welche Norm das jeweilige Labor für den Ferritin vorgibt, ist somit ohne Bedeutung für die Bewertung des Ferritin.

Lt. Dr. Schaub und der SIHO* wäre ein solcher Goldstandard für die Ferritinmessung die Beckman-Methode.

Alle mit anderen Methoden gemessenen Ferritinwerte sollten immer auf den Beckman-Ferritin heruntergerechnet werden, da sie sonst falsch erhöht sind und man fälschlicherweise annimmt, der Ferritin sei in Ordnung. Lt. Dr. Schaubs Erfahrung korreliert die Beckman-Analysemethode für den Ferritin am zuverlässigsten mit dem klinischen Zustand von Eisenmangelpatienten.

Darum sollten Labore auf ihren Laborzetteln die verwendete Messmethode für den Ferritin vermerken. Da dies bis heute nicht geschieht, bleibt jedem Patienten nichts anderes übrig, als persönlich bei seinem Labor nachzufragen, nach welcher der drei untenstehenden Methoden der Ferritin-Wert gemessen wurde.

Umrechnungsformeln Ferritin-Wert

Roche-Ferritin / 3 x 2 = Beckman-Ferritin
Abbott-Ferritin / 6 x 5 = Beckman-Ferritin
Siemens-Ferritin / 4 x 3 = Beckman-Ferritin

Ein kleines Rechenbeispiel zum besseren Verständnis

Ich habe bei meinem Labor nachgefragt, nach welcher Methode mein Ferritin bestimmt wurde – nach der Siemens-Methode. Ich habe mich immer gefragt, warum ich noch Symptome habe, obwohl mein Ferritin nach Siemens bei 100 ng/ml lag. Heute weiß ich das. Ich habe nun den Siemens-Ferritin auf Beckman runtergerechnet nach obiger Formel:

Siemens-Ferritin / 4 x 3 = Beckman-Ferritin

100 ng/ml : 4 x 3 = 75 ng.

Somit lag mein Ferritin nach Beckman sehr viel tiefer, nämlich bei 75 ng/ml, was bei mir persönlich offensichtlich schon Mangelsymptome auslöst. Dies korreliert auch mit der Erfahrung von Dr. Schaub, dass bei den meisten Patienten nach dem Auffüllen des Ferritins die ersten Eisenmangelsymptome wieder ab einem Ferritinwert unter 100 ng/ml auftreten.

Optimaler Ferritin-Wert

Optimalbereiche für den Ferritin nach der Beckman-Methode liegen zwischen 100-200 ng/ml.

Optimalbereiche für den Ferritin nach der Roche-Methode liegen zwischen 150-300 ng/ml.

Optimalbereiche für den Ferritin nach der Siemens-Methode liegen zwischen 133-266 ng/ml.

Optimalbereiche für den Ferritin nach der Abott-Methode liegen zwischen 120-240 ng/ml.

Einheitliche Messwerte für die Löslichen Transferrin-Rezeptoren (LTR)

Beim LTR ist es das gleiche Spiel wie beim Ferritin, um die Werte von unterschiedlichen Laboren vergleichbar zu machen, sollten sie umgerechnet werden auf einen einheitlichen Standard. Dieser Goldstandard ist lt. Dr. Schaub die Roche-Meßmethode.

Sie sollten ebenso wie beim Ferritin, bei ihrem Labor die Analyse-Methode der Löslichen Transferrin-Rezeptoren erfragen und diese dann auf die Roche-Meßmethode umrechnen.

Es gilt: Im Falle eines Eisenmangels nimmt die Zahl der Transferrin-Rezeptoren an den Zellwänden zu, was wir als Hinweis des Körpers verstehen können, dass vom Körper Eisen “gesucht” wird. Je höher der LTR-Wert ist, um so länger liegt ein Eisenmangel vor und um so mehr Eisen braucht der Mangelpatient zur Aufsättigung.

Umrechnungsformeln Lösliche Transferrin-Rezeptoren (LTR)

Beckman-LTR x 2,5 = Roche-LTR

Siemens-LTR x 2,5 = Roche-LTR

Blutwerte bei Eisenmangel

Bei einer Ferritin-Analyse sollte der CRP-Wert mitgemessen werden, da sowohl Ferritin als auch CRP bei entzündlichen Vorgängen im Körper erhöht sind. Der Ferritin ist nur dann aussagekräftig, wenn der CRP-Wert nicht erhöht ist.

Auch ein erhöhter Transferrin-Wert zeigt an, ob ein Eisenmangel im Körper vorliegt. Die Meßmethoden beim Transferrin-Wert sind einheitlich.

Die Transferrinsättigung und das freie Eisen hingegen sind nicht geeignet, um einen Eisenmangel festzustellen, da sie sehr starken Tagesschwankungen unterliegen und somit zu unzuverlässig sind.

Behandlung bei Eisenmangel

Im Handel befindlich und auf Rezept erhältlich stehen zwei Eisenzucker für Infusionen zur Verfügung: Eisensaccharose im Präparat Venofer und Eisencarboxymaltose im Präparat Ferinject. Bei der Eisensaccharose handelt es sich um natürlichen Zucker und bei der Eisencarboxymaltose um künstlichen Zucker. Generell ist Eisensaccharose von Venofer sehr viel besser verträglich als Eisencarboxymaltose von Ferinject, denn das Risiko für gefährliche allergische Nebenwirkungen ist bei Ferinject signifikant erhöht gegenüber Venofer.

Nebenwirkungen Eiseninfusionen

Im Grunde bewegen sich die Nebenwirkungen auf einem relativ niedrigen Niveau. Dennoch kann man sagen, daß beim Präparat Ferinject eine 26-fach größere Inzidenz pro Patientenjahr und eine 17-fach höhere Inzidenz für schwere Nebenwirkungen auftreten im Vergleich zum Präparat Venofer.

Ferinject

Unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen Inzidenz total 0,06% (1), davon schwerwiegend 0,00009 (2)

Venofer

Unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen Inzidenz total 0,0023% (1), davon schwerwiegend 0,00005 (2)

Basler Eisenformel für die Aufsättigung des Ferritin

Diese Formel gilt für Erwachsene mit mindestens 60 kg Gewicht.

Bei Erwachsenen unter 60 kg oder bei Kindern wird die Dosis entsprechend dem niedrigeren Gewicht linear angepasst. Also ein Kind mit 30 kg Körpergewicht benötigt dann nur die Hälfte des errechneten fehlenden Eisens.

Die Formel arbeitet ausschließlich mit dem Ferritin (F) nach Beckman (runterrechnen siehe oben!) und den löslichen Transferrin-Rezeptoren (LTR) nach Roche (runterrechnen siehe oben!). Diese zwei Werte gehören also unbedingt zur Basis-Diagnostik bei Eisenmangel.

1152 – (11 x F) + (52 x LTR) = fehlende und notwendige Menge an Eisen in Milligramm

Rechenbeispiel

Beckman-Ferritin = 30 ng/ml, Roche-LTR = 2,8 ng/ml

1152 – (11 x 30) + (51 x 2,8) = 968 mg fehlendes Eisen.

Empfohlene Einzeldosierungen

Dr. Schaub empfiehlt zwei Mal wöchentlich 200 mg Eisensaccharose (Venofer).
Bei Kindern unter 30 kg sollten maximal 50-100 mg Eisensaccharose (Venofer) pro Infusion gegeben werden.

Nur bei einer tatsächlichen Eisenmangel-Anämie empfiehlt Dr. Schaub 500 mg Eisencarboxymaltose (Ferinject) pro Woche. Allerdings sollte der Patient immer über das erhöhte Risiko bei Ferinject im Vergleich zu Venofer unterrichtet werden.

Sie finden keinen Arzt, der Ihnen eine Eiseninfusion geben möchte?

Schauen Sie bitte mal auf den Seiten des Ärztlichen Eisenzentrums, dort gibt es eine Liste mit Ärzten für Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien und Russland.

* Die Swiss Iron Health Organisation SIHO wurde 2007 in der Schweiz gegründet und ist eine Pharma-unabhängige arztliche Fachgruppierung, die optimale Eisenbehandlungen fördert. Sie bildet Ärzte aus und führt Supervisionen über Erfolgsquoten, Nebenwirkungen und Konsteneffizient in den Ärztlichen Eisenzentren durch.

Quellen

“Die Eisentherapaie” von Dr. med. Beat Stephan Schaub

(1) Verhältnis der unerwünschten Nebenwirkungen pro Patientenjahr seit Markteinführung in der EU bis zum 31.12.2011

(2) Grad 3 und Grad 4 nach Ring und Messmer (1977)

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