Nicht jeder Patient braucht eine so große Menge an aktivem T3, wie es in Novthyral oder NDT (natürliche Schilddrüsenhormone) vorhanden ist.
Zur Erklärung: NDT (natürliche Schilddrüsenhormone) vom Schwein enthalten T4:T3 im Verhältnis 4,22:1; Novothyral enthält synthetisch hergestelltes bioidentische T4:T3 im Verhältnis von 5:1. L-Thyroxin enthält nur synthetisches, bioidentisches T4. T4 ist das inaktive Schilddrüsenhormon, welches der Körper erst in das aktive Schilddrüsenhormon T3 umwandeln muss.
Um Kosten zu sparen und/oder um die körpereigene Umwandlung von T4 in T3 zu unterstützen, mischen manche Patienten NDT (natürliche Schilddrüsenhormone) mit L-Thyroxin. Genau so gut kann man auch Novothyral mit L-Thyroxin mischen. Wie geht man dabei am besten vor? Und woran erkennt man, ob man überhaupt so viel T3 wie in Novothyral oder NDT, natürlichen Schilddrüsenhormonen benötigt?
Woran erkenne ich, ob NDT oder Novothyral mit L-Thyroxin mischen bei mir Sinn macht?
Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass es am Anfang einer Schilddrüsen-Einstellung mit Hormonen am sinnvollsten ist, erst einmal mit L-Thyroxin zu beginnen.
Viele Patienten stöhnen jetzt vielleicht auf, da sie schlechte Erfahrungen mit L-Thyroxin gemacht haben. In den meisten Fällen liegen diese schlechten Erfahrungen jedoch nur daran, dass die Patienten mit L-Thyroxin entweder generell viel zu niedrig nach TSH eingestellt wurden und / oder einen T3-Mangel nicht ausgeglichen haben.
In den seltensten Fällen liegt eine tatsächliche Unverträglichkeit mit L-Thyroxin vor, denn synthetisch hergestelltes T4 ist bioidentisch – dem Körper ist es egal, ob das zugeführte T4 vom Mensch, Schwein, Rind, Schaf oder aus dem Labor hergestellt wurde – T4 erkennt der Körper immer als T4.
Wenn Du also Geld sparen möchtest – und das ist nicht wenig, da NDT in aller Regel privat bezahlt werden muss und wirklich sehr teuer geworden ist, dann empfehle ich Dir, nach folgendem Schema vorzugehen:
Einstellung mit L-Thyroxin
Wie du eine gute Einstellung mit L-Thyroxin hinbekommst und was du dabei beachten musst, ist in diesem Artikel: “Einstellung Schilddrüse mit L-Thyroxin – T4 Monotherapie” wunderbar erklärt. Bitte lies ihn dir gründlich durch.
Der Artikel beschreibt, dass die meisten Patienten erst dann Wohlbefinden erreichen, wenn die freien Werten fT3 und fT4 nah beieinander und oberhalb von 66% liegen. Bitte beachte, dass die Prozente von gesunden Normwerten der Labore abhängen und nicht generell gültig sind. Einen Prozente-Umrechner findest du hier: –> Werterechner für die Schilddrüse.
Wenn unter L-Thyroxin der fT4-Wert irgendwann ausgereizt ist und man bis zu einem recht guten Wert von ca. 1,6 ng/dl gesteigert hat und der fT3-Wert trotzdem nicht gut hochgeht und ebenfalls im obersten Drittel der Norm liegt, wird es Zeit für zusätzliches T3.
Als nächstes geht es darum, dem Körper nur soviel aktives T3 zu geben, dass die eigene Umwandlung von T4 in T3 nicht unterdrückt wird.
Die körpereigene Umwandlung von T4 in T3 ist meiner Meinung nach immer vorzuziehen, denn sie findet genau dann statt, wenn es für den Körper am besten ist; den Körper können wir auch mit dem besten Splitting nicht perfekt nachahmen. Sobald du externes T3 zuführst, kann es nicht mehr so physiologisch zur Verfügung stehen, als wenn der Körper es bei Bedarf selbst umwandelt.
NDT, natürliche Schilddrüsenhormone mit L-Thyroxin mischen
Um das beste Mischungsverhältnis für dich zu erhalten, sind zwei Dinge wichtig. Erstens dein Befinden und zweitens geben dir deine Schilddrüsenwerte fT3 und fT4 einen Anhaltspunkt, wo du aktuell stehst und wohin du ungefähr hinsteuern sollst.
Die perfekte Schilddrüsen-Einstellung
Dein Wohlbefinden ist wichtiger als perfekte Werte! Es gilt immer – sobald du Wohlbefinden erreicht hast, bleibe bei dieser Dosis, auch wenn die Werte nicht perfekt sind oder noch nicht dort sind, wo sie theoretisch hin sollen. Die postulierten Wohlfühlwerte oberhalb von 66% sind ein Anhaltspunkt, an dem man sich orientieren kann und mit denen sehr viele Patienten Wohlbefinden erreichen können.
NDT + L-Thyroxin im Verhältnis 10:1 mischen
Es gibt übrigens auch ein synthetisches Kombipräparat mit T4 und T3 im Verhältnis 10:1, das heisst Prothyrid und ist auf Kassenrezept erhältlich.
Ein Verhältnis von 10:1 bedeutet, dass Du auf 10 Teile T4 einen Teil T3 einnimmst. Die meisten Patienten erreichen bis zu einem Verhältnis von 10:1 erst dann Wohlbefinden, wenn die freien Werte fT3 und fT4 nah beieinander und oberhalb von 66% liegen.
Es sollte bis zu einem fT4-Wert von ca. 1,5 bis 1,6 ng gesteigert werden, um beurteilen zu können, ob der ft3-Wert mit einer Mischung von T4 / T3 im Vehältnis von 10:1 genügend ansteigt.
Denn bei einem Mischungs-Verhältnis von 10:1 muss der Körper schon selbst einen gewissen Teil von T4 in T3 umwandeln. Ist er dazu in der Lage, dann siehst du das daran, dass der fT4 und fT3 nah beieinander oberhalb von 66 % liegt. Bitte beachte, das die Prozente auch von gesunden Normwerten der Labore abhängen und nicht generell gültig sind. Einen Prozente-Umrechner findest du hier: –> Werterechner für die Schilddrüse.
Unter einer NDT + L-Thyroxin Mischung orientierst du dich am besten am T3- und T4-Gehalt des NDT und ergänzt entsprechend mit L-Thyroxin.
Bei meiner Berechnung gehe ich von einem gängigen NDT aus, welches pro grain 38 mcg T4 und 9 mcg T3 enthält. Gerne kannst Du es Dir noch genauer ausrechnen und die Dosierungen noch exakter stückeln, denn ich habe es teilweise etwas auf- oder abgerundet.
Das könnte dann zum Beispiel bei einem Mischungs-Verhältnis von ca. 10:1 so aussehen:
1/4 grain NDT + 12,5 LT = ca. 22 T4 + 2,25 T3
1/2 grain NDT + 25 LT = ca. 44 T4 + 4,5 T3
3/4 grain NDT + 50 LT = ca. 60 T4 + 6,75 T3
1 grain NDT + 62,5 LT = ca. 100 T4 + 9 T3
1,25 grain NDT + 62,5 LT = ca. 110 T4 + 11,25 T3
1,5 grain NDT + 75 T4 = ca. 132 T4 + 13,5 T3
1,75 grain NDT + 87,5 T4 = 154 T4 + 15,75 T3
2 grain NDT + 100 T4 = 176 T4 + 18 T3
usw.
Natürlich kannst du auch mit einem noch höheren Verhältnis als 10:1 beginnen, also mehr T4 und im Verhältnis noch weniger T3, zb. 12:1 oder 15:1 usw. Am Anfang gibst du bei genügend ausgereiztem fT4-Wert (ca. 1,6 ng/dl) erstmal nur 2,5 T3 oder 5 T3 hinzu und schaust dann nach 4 Wochen Dosis halten, ob der fT3-Wert schon im oberen Drittel liegt. Manchmal genügen bereits geringe Mengen an zusätzlichem T3, um Wohlbefinden zu erreichen.
Auch bei einem höheren Verhältnis T4 zu T3 gilt: Die meisten Patienten erreichen erst bei einem fT3- und fT4-Wert nah beieinander und oberhalb von 66% Wohlbefinden.
Bitte beachte auch: Unter Novothyral oder NDT (natürliche Schilddrüsenhormone) pur gelten andere Wohlfühlwerte als Anhaltspunkt. Wie du dich mit Novothyral einstellen kannst, ist in diesem Artikel von mir beschrieben: „Einstellung der Schilddrüse mit Novothyral / THYBON“.
Wenn du Fragen zur Einstellung mit L-Thyroxin, Novothyral, Thybon, NDT (natürliche Schilddrüsenhormone) oder Prothyrid hast, komme gerne in eine meiner Facebook-Selbsthilfegruppen. Sie sind nebenstehend verlinkt.
Ist meine Dosis Schilddrüsenhormon zu hoch?
Dr. Lowe hat eine Formular-Hilfe erstellt, mit dem Patienten bei der Einstellung der Schilddrüse Unterfunktions-Symptome von Überfunktions-Symptomen besser unterscheiden zu können.
Dr. Lowe empfiehlt, dieses Formular möglichst schon vor dem Beginn mit Schilddrüsenhormonen das erste Mal auszufüllen. Nach jeder weiteren Dosis-Erhöhung sollte der Patient das Formular erneut ausfüllen, um durch den Vergleich der Symptomstärke zu erkennen, ob sich ein typisches Überfunktions-Symptom verstärkt hat oder sogar ein neues Überfunktions-Symptom dazu kam.
Dazu muss man alle seine Symptome bereits vor dem Beginn mit Schilddrüsenhormonen oder bei einer niedrigeren Dosierung kennen, da manche Überfunktions-Symptome gleichzeitig auch Unterfunktions-Symptome sein können.
Hier geht es zu meinem übersetzten Formular von Dr. Lowe: Ist meine Dosis Schilddrüsenhormone zu hoch?
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Disclaimer
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