Dr. John C. Lowe veröffentlichte 2004 in seiner Rubrik „askDrLowe“ einen Fall einer Frau, die nach Schilddrüsenentfernung eine übliche T4 Monotherapie erhielt und dann stark an Gewicht zunahm:

32 Jahre alte Frau, 157 cm groß und wiegt 81 kg. Ihr wurde 8 Jahre zuvor die Schilddrüse entfernt, vor Schilddrüsenentfernung wog sie nur 63 kg. 

Seit 8 Jahren nun litt diese Frau an Beschwerden und Schmerzen, Erschöpfung, Müdigkeit und Gewichtszunahme.

Ihr Arzt diagnostizierte ihr eine Depression, verschrieb ihr Antidepressiva und Schmerzmittel.  Ihr Arzt sagte ihr immer wieder, dass all ihre Beschwerden nur daher kommen, weil sie nicht abnehme.

Der Arzt testete jährlich den TSH dieser Patientin und stellte sie mit Synthroid (Levothyroxin), ein T4 Monopräparat nach TSH-Wert ein. Aktuell war sie damals auf 200 mcg T4 eingestellt.

Doch die Patientin konnte keinerlei Gewicht verlieren, auch als ihre Dosis auf 200 mcg T4 erhöht wurde. Sie machte Diäten, nahm Diätpillen, probierte die No-Carb Diät für 8 Wochen zusammen mit ihrer Mutter. Ihre Mutter nahm 13,6 kg ab, bei der Patientin rührte sich jedoch absolut nichts an ihrem Gewicht.

Die Patientin nahm Nahrungsergänzungen, sie ging 4 Mal pro Woche ins Fitness-Studio und hielt eine Diät ein. Dennoch konnte sie absolut nichts abnehmen von ihrem Übergewicht.

Ihr Arzt war der Meinung, aufgrund ihrer hohen Dosis der Schilddrüsenhormone – 200 mcg T4 – dass sie keinesfalls mehr an einer Hypothyreose leiden konnte. Mit anderen Worten: Eine Schilddrüsenunterfunktion der Patientin konnte laut dem Arzt nicht der Grund ihrer Gewichtszunahme sein.

Antwort von Dr. John C. Lowe an die Patientin

Dr. Lowe schreibt, dass das Problem der Patientin die Behandlung mit T4 Monotherapie nach TSH ist. Eine Studie, die im Jahr 2000 veröffentlich wurde, zeigt, dass Gewichtszunahme das übliche Resultat einer T4 Monotherapie nach TSH-Wert ist. 

In dieser Studie verglichen die Forscher die Behandlung von Hypothyreose-Patienten wegen Morbus Basedow mit der von Patienten mit Schilddrüsenkrebs. Sie fanden heraus, dass Hypothyreose-Patienten mit T4-Monotherapie (Dosierungen von T4, die den TSH normal hielten) signifikant an Gewicht zunahmen. 

Im Gegensatz dazu bekamen Patienten mit Schilddrüsenkrebs höhere Dosierungen mit T4, die ihren TSH supprimierten. Diese Patienten nahmen nicht an Gewicht zu.

Die Forscher kamen zu folgendem Fazit: 

„Die übermäßige Gewichtszunahme bei Patienten mit Hypothyreose nach einer Radiojod-Therapie oder Operation wegen Morbus Basedow deutet darauf hin, dass die Wiederherstellung eines euthyreoten Stoffwechsels mit einer T4 Monotherapie anhand des TSH-Wert innerhalb des Referenzbereichs ein unzureichender Hormonersatz ist.“

Das bestätigt, was Hunderte von Patienten mit einer T4 Monotherapie nach TSH bei Dr. Lowe schon berichtet haben.

Starke Gewichtszunahme durch eine T4-Monotherapie nach TSH war auch mit Diät oder Sport nicht mehr beizukommen.

Allerdings verloren diese Patienten ihr Gewicht schnell, wenn sie auf ein Kombipräparat mit T3 + T4 wie bei Novothyral oder NDT, Natürliche Schilddrüsenhormone umstiegen und eine Dosierung nach Symptomen erhielten, die ihren TSH supprimierte!

Wie sie in meinem letzten Artikel sehen können, ist ein supprimierter TSH unter NDT oder Novothyral keineswegs eine Hyperthyreose = Schilddrüsenüberfunktion. Dies gilt genauso für die Einstellung mit NDT. Leider stellen die meisten Ärzte uns jedoch seit den 70er Jahren fast ausschließlich nach TSH ein. 

Auch unter T4-Monotherapie sollte eine Einstellung nicht nach TSH erfolgen, sondern nach Befinden und freien Werten fT4 und fT3. T4 ist dabei das inaktive Speicherhormon, welches erst durch Enzyme in das stoffwechselaktive Hormon T3 umgewandelt werden muss. Die meisten Patienten erreichen erfahrungsgemäß erst mit freien Werten im oberen Drittel der Norm Wohlfühlwerte bzw. wenn fT3 und fT4 oberhalb von 66% liegen. Die Normen dürfen aber nicht zu niedrig sein.

Gesunde Normwerte für den ft4 sollten mindestens bis 1,8 ng/dl gehen und für den ft3 bis 4,5 pg/ml oder höher gehen.

Hier geht es zum Werterechner, wo du die freien Werte in Prozent umrechnen kannst: Werterechner.

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Quelle

Angeführte Studie von Dr. Lowe

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