Die ersten Schilddrüsentests waren das Messen der basalen Stoffwechselrate (Basal Metabolic Rate), zu hohes Cholesterin und die Kreatin-Phosphokinase. 

Diese Tests wurden bis etwa 1960 verwendet. Wenn jemand ein hohes Cholesterin in der ersten Hälfte des Jahrhunderts hatte, dann bekam man natürliche Schilddrüsenhormone, um es zu senken. Details zum Cholesterin-Test fand man noch bis in die 50er Jahre in medizinischen Lehrbüchern. Die Basale Stoffwechselrate wurde in fast jeder Praxis in den 30er und 40er Jahren mit einem entsprechenden Gerät gemessen.

In den 1940er Jahren wurde die radioaktive Jodaufnahme durch die Schilddrüse ein häufig genutzter Test, der als unfehlbar bezeichnet wurde, so wie alle weiteren Labortests, die bis heute dazu kamen. Jedes Mal, wenn es einen neuen Test gab, wurde dieser für zuverlässig erklärt, um damit eine Schilddrüsenunterfunktion sicher zu erkennen. Jedoch sind diese Tests bis heute nicht in der Lage, alle Fälle einer Schilddrüsenunterfunktion zu erkennen.

Als nächster Test konnte man Gesamt-T4 und freies T4 im Blut messen. Als nächstes kam der TSH-Test heraus und diesen rühmte man ab den späten 60er Jahren dann als DEN Schilddrüsentest zum diagnostizieren und therapieren einer Schilddrüsenunterfunktion.

In den folgenden zwanzig Jahren wurde der TSH-Test immer sensibler und aufgrund dieser Verbesserungen wurde sogar noch mehr angenommen, dass der TSH der Goldstandard für die Diagnose einer Schilddrüsenunterfunktion sein muß.

Tatsächlich wurden jedoch mit Einführung des TSH-Tests sehr viel niedrigere Dosierungen von Schilddrüsenhormonen an Patienten verabreicht. Die neuen Dosierungen waren nur noch ungefähr ein Drittel der Dosis, die man 80 Jahre lang verabreichte, bevor es den TSH-Test gab und anhand von Symptomen dosierte.

Fibromyalgie und chronische Müdigkeit

Mary Shomon hat 2019 ein Interview mit Dr. David Derry M.D., Ph.D aus British Columbia – einem Schilddrüsenexperten und Forscher, auf ihrer mittlerweile gelöschten Seite  thyroid-info.com veröffentlicht, in dem Dr. Derry sagt,  dass es das Fibromyalgie-Syndrom und das chronische Müdigkeitssyndrom praktisch nicht vor dem Jahr 1980 auf der Welt gab.

Dies war genau 7 Jahre nach dem Beschluss 1973 über den TSH-Test als Goldstandard.

Woher kommen diese zwei Krankheiten nun?

Dr. Derry schreibt, dass die Symptome von Fibromyalgie und chronischem Müdigkeitssyndrom bereits in den 30er Jahren in der medizinischen Literatur beschrieben wurden als Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion.

Wenn man Fibromyalgie und das chronische Müdigkeitssyndrom gleich am Anfang mit natürlichen Schilddrüsenhormonen behandelte, konnten die Symptome sehr schnell wieder verschwinden.

Dr. Derry schreibt jedoch, umso länger man bei diesen zwei Krankheitsbildern keine Behandlung mit Schilddrüsenhormonen bekommt, desto schwieriger wird es, alle Symptome wieder zum verschwinden zu bringen.

Was messen wir mit dem TSH-Bluttest wirklich?

Dr. Derry spricht eine mögliche Ursache für die Unzulänglichkeit der TSH-Tests an.

Er schreibt, dass die Hypophysen-Zellen, die den TSH steuern, als empfindlichste Zellen im ganzen Körper auf Schilddrüsenhormone reagieren.

Daher, behandelt man den TSH-Wert, behandelt man damit eigentlich nur die Hypophyse. 

TSH-Test misst nur, wie gut die Hypophyse mit Schilddrüsenhormonen versorgt ist

Die Hypophysen-Zellen sind glücklich über die Schilddrüsenhormone, da sie besonders sensitiv auf Schilddrüsenhormone reagieren und regulieren den TSH nach unten. Der Rest der Zellen im Körper, die weniger empfindlich auf Schilddrüsenhormone reagieren, haben das Nachsehen, sie bekommen nach wie vor zu wenig Schilddrüsenhormone aufgrund des heruntergeregelten TSH-Wert. Und ist der TSH niedrig, senkt der Arzt die Hormondosis.

Aufgrund von TSH-Behandlungen einer Schilddrüsenunterfunktion bekommen Millionen von Menschen entweder viel zu wenig oder gar keine Schilddrüsenhormone verschrieben!

Dr. Derry erwähnt, dass die besten Kliniken der Welt fast 80 Jahre lang – ohne TSH-Test – Dosierungen zwischen 200 und 400 mcg L-Thyroxin gegeben haben.  

Derzeit behandelte Schilddrüsenpatienten bekommen im Durchschnitt nur 100 mcg L-Thyroxin.

Langzeitstudien fanden übrigens keinen Unterschied bei Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion mit höheren Dosierungen im Vergleich zu gesunden Menschen.

Dr. Derry sagte in diesem Interview auch, wie die Behandlung von Schilddrüsenkrebs bis in die 70er Jahre ohne TSH-Test erfolgte: Es wurde die maximal tolerierte Dosis an Schilddrüsenhormonen gegeben, bis leichte toxische Symptome auftraten. Daraufhin wurde die Dosis minimal gesenkt, um Symptome wie Tachykardie oder Schwitzen wieder zu entfernen.

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Quelle

Artikel von Mary Shommon über David Derrys Forschungen

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