Eine Frau wandte sich hilfesuchend an Dr. John C. Lowe, da sie und ihr Ehemann gerne schwanger werden würden, aber es einfach nicht klappte.

Sie berichtete, dass ihr Arzt ein zu hohes Cholesterin und LDL sowie hohe Schilddrüsenantikörper bei ihr  festgestellt hatte. Ihr TSH war meistens im hoch-normalen Referenzbereich, manchmal etwas darüber. Sie litt an Müdigkeit, Benommenheit, Vergesslichkeit, unerklärlicher Gewichtszunahme, geschwollener Haut, Haarausfall, niedriger Körpertemperatur und Verstopfung und sie konnte seit Jahren nicht schwanger werden.

Alles typische Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion, die jedoch offensichtlich nicht von ihren Ärzten anerkannt wurden, das der TSH ja noch normal war.

Weder ihr Hausarzt noch ihr Gynäkologe interessierten sich für ihre Schilddrüsenprobleme. Es gab auch drei Versuche mit Eizellen-Spenden, doch alle scheiterten.

Dr. Lowe über Unfruchtbarkeit

Dr. John Lowe zitierte in seiner Antwort and diese Patientin als Erstes Dr. Arthur C. Guyton, MD, den bekanntesten Physiologen unserer Zeit, der schrieb, dass für eine normale sexuelle Funktion die Schilddrüsenhormon-Sekretion nahezu normal sein muss. (6)

Dr. John Lowe zeigte weiter am Beispiel mit Versuchen an Ratten, denen die Schilddrüse entfernt wurde, dass die Fruchtbarkeit der Ratten bereits einige Wochen später abnahm und die, die schwanger wurden, bekamen weniger Nachwuchs als normal. (7)

Frauen mit einer milden (subklinischen) Schilddrüsenunterfunktion können zwar einen Eisprung haben und auch schwanger werden, aber diese Schwangerschaften enden öfter als bei gesunden Frauen in einem Spotan-Abort im ersten Trimester, einer Totgeburt oder Frühgeburt. (1) (8) (9)

Eine Studie von Davis L. E. berichtet, dass Schwangerschaften unter Frauen mit einer Schilddrüsenunterfunktion seltener sind. [1] Und in der Studie von Gerhard I. heißt es, dass bereits eine subklinische Hypothyreose einige Frauen unfruchtbar macht. [2] Er berichtet auch, dass die spontane Aussicht auf eine Schwangerschaft bei euthyreoten Frauen 16% betrug, jedoch bei Frauen mit einer Schilddrüsenunterfunktion – nicht euthyreot –  lag die Empfängnisrate bei nur 6%.

Tkachenko und seine Kollegen untersuchten in einer Studie 14 Frauen, die eine primäre Hypothyreose hatten. Alle von ihnen hatten keine Eisprünge mehr und waren deshalb unfruchtbar. [3] Die Forscher schrieben: “Eine Substitutions-Therapie von Schilddrüsehormonen führte zur Wiederherstellung eines normalen ovulatorischen Zyklus bei allen Frauen außer einer, die an einem sekundären Hypophysen-Mikroprolaktinom litt.” Weiterhin berichteten sie, dass 8 der 14 Frauen schwanger wurden.

Kann L-Thyroxin eine Schilddrüsenunterfunktion verschlechtern?

Auch berichtet Dr. John Lowe davon, dass eine T4-Monotherapie die Unfruchtbarkeit oft nicht beseitigen kann. Dr. John Lowe führt als Beweis die Studien von Burrow (4) und Nikolai et al. (5) an, die zeigen, dass niedrige Dosierungen mit T4 only den Frauen nicht halfen, deren TSH sich noch im Normbereich befand. 

Zur Erklärung: Oft wird ein Behandlungsversuch trotz normalem TSH-Wert mit einer zu niedrigen Dosis T4 versucht, um bestehende Symptome zu lindern. Diese zu niedrigen Mengen von T4 unterdrücken den TSH des Patienten und verringern dadurch die natürliche Schilddrüsensekretion weiter. 

Niedrige Dosierungen mit T4, Novothyral oder NDT können eine Schilddrüsenunterfunktion verschlechtern.

Damit spricht Dr. John Lowes ein weiteres, weit verbreitetes Problem in der Behandlung einer subklinischen Schilddrüsenunterfunktion an. Laut Dr. Lowes Erfahrung verschlechtern sich durch viel zu niedrige Dosierungen mit T4 die Symptome einer subklinischen Hypothyreose weiter .

Oft leiden diese Patienten dann plötzlich auch noch unter Fibromyalgie-Symptomen, die ihren Ursprung jedoch in der viel zu niedrigen Dosierung mit T4 haben, welches den TSH drückt und damit die Ausschüttung der Schilddrüsenhormone weiter vermindert. 

Zu niedrige Dosierungen von T4 können lt. Dr. Lowe auch Dosierungen um 100 T4 zu sein. 

Dies gilt natürlich genau so für NDT, natürliche Schilddrüsenhormone oder Novothyral. Ist die Dosis zu gering, verstärkt sich die Unterfunktion.

Dr. Lowe und andere Ärzte berichteten mehrmals, dass vor Einführung des TSH-Bluttests die meisten Patienten T4-Dosierungen von 200 – 400 mcg bekamen, siehe auch mein Artikel: „Wie der TSH zum Goldstandard wurde“

Damals behandelte man noch nach Symptomen, nicht nach TSH-Test. Seit der Behandlung nach TSH-Test bekommen die meisten Patienten aber nur noch Dosierungen um die 100 mcg T4. Dies ist in den meisten Fällen offensichtlich viel zu wenig.

Behandlung mit genügend hohen Dosierungen von Schilddrüsenhormonen

Bekommen diese Patienten jedoch genügend T4 und genügend T3, konnten die Menstruationsprobleme wie PMS oder Unfruchtbarkeit seiner Patientinnen ohne Nebenwirkungen verbessert bzw. beseitigt werden. 

Dr. Lowe behandelte seine Patientinnen unabhängig von ihren TSH-Werten und auch unabhängig davon, ob ihre Werte innerhalb oder außerhalb des Normbereichs lagen. 

Dies konnte er deswegen, da er viele umfangreiche Tests durchführte wie zB. die indirekte Kalorimetrie, die Basaltemperatur nach Dr. Broda Barnes, die basale Pulsrate ect., die sehr viel genauer als Blutwerte anzeigen, ob die Wirkung der Schilddrüsenhormone auf das Gewebe ausreichend ist – siehe auch mein Artikel: Überwachung der Einstellung nach Dr. Lowe.

Wir können die Dosierung unserer Schilddrüsenhormone anhand den Blutwerten freies T3 und freies T4 sowie dem Nachlassen unserer Symptome finden. 

Die meisten Patienten unter T4 only benötigen freie Werte im oberen Drittel einer gesunden Norm, also fT3 und fT4 über 66%, um sich wohlzufühlen und symptomfrei zu werden.

Zusätzlich können sie die Basaltemperatur von Dr. Broda Barnes oder den Temperaturtest von Dr. Rind zur Einstellung der Schilddrüse verwenden. Die basale Pulsrate und der Blutdruck in Ruhe sind ebenfalls gute Möglichkeiten, zu sehen, ob sie die Schilddrüsenhormone weiter erhöhen oder verringern sollten – siehe auch mein Artikel:Ist meine Dosis Schilddrüsenhormone zu hoch?

Quellen

1) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/3380497

2) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1680269

3) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/2618955

4)  Burrow, G.N.: The thyroid gland and reproduction. In Reproductive Endocrinology. Edited by S.S.C. Yen and R.B. Jaffe, Philadelphia, W.B. Saunders, 1986, p.424.

5)  Nikolai, T.F., Mulligan, G.M., Gribble, R.K., Harkins, P.G., Meier, P.R., and Roberts, R.C.: Thyroid function and treatment in premenstrual syndrome. J. Clin. Endocrinol. Metab., 70:1108, 1990

6) Guyton, A.C .: Textbook of Medical Physiology, 8th edition. Philadelphia, W.B. Saunders Co., 1991

7) Lowe, J.C .: The Metabolic Treatment of Fibromyalgia. Boulder, McDowell Publishing Co., 2000

8) Longcope, C .: The male and female reproductive systems in hypothyroidism. In Werner and Ingbar’s The Thyroid: A Fundamental and Clinical Text, 6th edition. Edited by L.E. Braverman and R.D. Utiger, Philadelphia, J.B. Lippincott Co., 1991, pp.1052-1055

9) Thomas, R. and Reid, R.L .: Thyroid disease and reproductive dysfunction: a review. Obstet. Gynecol., 70 (5): 789-798, 1987

Dr. Lowes Original-Schriften

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